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Am 18.07.2021 haben wir diese Tour bereits gemacht. Weil ich den Samstag zuvor ja
mit den Mädels in Ludwigshafen war, hatten wir ausgemacht, dafür am Sonntag zu wandern. Weil ich aber auch ausschlafen wollte, haben wir uns für eine kleinere Tour im Kaiserstuhl entschieden. Zwischen Oberrotweil und Achkarren waren wir noch nie unterwegs, da sollte es hingehen.
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Unser Rundweg, Karte von Komoot
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Das Örtchen war mit nur 30 Minuten Fahrt schnell erreicht. In Oberrotweil haben wir auf dem kleinen Wanderparkplatz hinter der Turn- und Festhalle einen schattigen Platz gefunden und das Auto abgestellt. In großen Teilen - aber nicht komplett - sind wir von dort dem "Kulinarischen Weinwanderweg" gefolgt.
Für den Sonntag waren rund 23 Grad im Kaiserstuhl angekündigt. Natürlich war es deutlich wärmer. Und Hitze kann ich ja eigentlich gar nicht ab. Den Trauben hingegen gefällt das Klima dort sehr. Sie wachsen sehr gut. Der Kaiserstuhl ist ja bekannt als Weingegend.
Anfangs kam ich noch gut mit. Es war zwar warm, aber noch erträglich. Die Steigungen hielten sich in Grenzen. Alles kein Problem. Eine dicke Schicht Sonnencreme und luftige Kleidung machten es möglich.
Wir kamen ein Stückchen durch Oberrotweil hindurch. Das ist ein Ortsteil von Vogtsburg im Kaiserstuhl. Oberrotweil hat nur rund 1.600 Einwohner und ist als Weindorf bekannt.
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Kleine Kapelle in Oberrotweil
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Bahnhof Oberrotweil
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Kurz hinter dem kleinen Bahnhof von Oberrotweil hatten wir dann schon den ersten bombastischen Ausblick. Über ein stillgelegtes Gleis ging es auf einem schmalen Trampelpfad die Reben hinauf und von oben sahen wir dann hinüber nach Burkheim (wo wir auch schon gewandert sind --> klick
HIER). Das Burkheimer Schloss aus einer völlig anderen Perspektive und direkt hinten dran, halb im Dunst verborgen, die Hochkönigsburg im französischen Elsass.
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Das Burkheimer Schloss mit der Hochkönigsburg
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Blick auf Niederrotweil
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Über einen halb zugewachsenen Wiesenweg am Rande des Kirchbergs, erreichten wir die Kirche St. Pantaleon oberhalb von Niederrotweil. Hier ist es mir das erste Mal gelungen, so ein zappeliges Schachbrett abzulichten. Bisher waren die immer schneller wieder weg, als die Kamera bereit war.
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Schachbrett (Schmetterling)
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Die kleine Kirche ist jedes Jahr Ziel einer speziellen Wallfahrt. Erbaut wurde sie 1741 und an diesem Sonntag war sie leider verschlossen.
Entlang der Bahngleise passierten wir Niederrotweil mit seiner rostbraunen St. Michaels Kirche, in der Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert freigelegt wurden. Da wir aber nur über einen größeren Umweg dort hätten hinüber gelangen können, haben wir diese Kirche auch nicht von innen besichtigt.
Von weiter oben am Rebberg blickten wir wieder hinüber ins Elsass. Im Dunst des Rheintals konnten wir gerade so die drei Burgen bei Ribeauvillé ausmachen. Da würden wir auch so gerne mal die 3-Burgen Wanderung machen. Aber aktuell expoldieren die Corona-Zahlen in Frankreich wieder und wir bleiben lieber diesseits des Rheins.
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Ulrichsburg, Burg Giersberg u. Hohrappoltstein bei Ribeauvillé im Elsass
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Diese Ecke vom Kaiserstuhl kannten wir noch nicht. Dass hier viel Wein wächst, war uns klar. Aber dieses "grüne Meer" - Wein, soweit das Auge reicht! - hat uns doch ziemlich beeindruckt.
Immer wieder ging es mal über kürzere Abschnitte bergauf. Während ich auf den ebenen Strecken die Hitze kaum spürte, merkte ich sie bei jeder noch so kleinen Steigung. Mal wieder hatte ich die Hitze auf den sonnigen Terrassen ziemlich unterschätzt :-/
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Blick auf Burkheim
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Eine schattige Bank am Waldrand des Büchsenberges war gerne für eine kurze Rast genommen, nachdem ich mich dort hinauf gequält hatte. Ich war froh, dass ich den schweren Rucksack nicht mitgeschleppt hatte. Da wir ja nur eine "kurze Tour" gehen wollten, hatten wir die Rucksäcke Zuhause gelassen und nur jeder eine kleine Flasche Wasser mitgenommen.
Der kleine Rundweg um den Büchsenberg herum war weniger schattig als erhofft und zugewachsener als erwartet. Sofort ärgerte ich mich, dass ich den schweren Rucksack nicht dabei hatte, denn ich sah mich schon von Zecken überrannt - da wusste ich nicht, was noch auf uns zukommen sollte... In dem Rucksack hätte ich sowohl Zeckenspray als auch die
Zeckenkarte gehabt.
Auf der zum Rhein hin gelegenen Seite des Büchsenbergs gibt es einen Steinbruch. Erkennen konnte man ihn durch das dichte Buschwerk nicht wirklich. Wir wussten nur, dass wir an seiner oberen Kante entlang wandern, weil alle paar Meter ein Warnschild auftauchte. Erst kurz vor Ende der Abbruchkante erlaubte eine Lücke im Grün den Blick nach unten.
Endlich konnten wir auch den Ursprung dieses seltsamen Summens ausmachen, das wir schon eine Weile hörten - irgendwie Elektrisch. Unten war eine Solar-Plantage (oder wie man das auch immer nennt) gebaut worden. Die erzeugte neben Solar-Strom auch dieses komische Sirren :-)
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Blick auf Breisach
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Abseits des Steinbruchs ist eine kleine baumfreie Einkerbung im Wald. Von dieser aus hatten wir den weiten Blick ins Rheintal und entdeckten sogleich die Stadt Breisach, die direkt am Rhein liegt. Unverkennbar ragt der Breisacher Münsterberg wie eine kleine Insel aus dem flachen Rheintal heraus.
Weiter ging es auf breiten Wegen und schmalen Pfaden immer am Waldrand entlang. Und dann kam der Abzweig zum Schlossberg von Achkarren. Auf einem Wegweiser entdecken wir den Hinweis zu einer Burgruine. Damit hatten wir im Kaiserstuhl mal so gar nicht gerechnet. Weil die genau in der Richtung lag, in die wir eh wollten, kam uns das natürlich sehr gelegen :-)
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Wo ist der Weg?
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Der Weg wurde zum Pfad, der Pfad zum Trampelpfad und dieser immer zugewucherter. Teilweise war er kaum zu erkennen. (Zecken-Alarm!) Und es ging bergauf. Steil bergauf! Der Schweiß rann in Strömen, ich keuchte wie eine alte Dampflok. Was hatte ich mir nur für eine blöde Strecke ausgesucht! :-/
Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit - ich war kurz vorm Kollabieren - hörte ich Stimmen. Echte! Ich hatte keine Halluzinationen ;-) Es waren ein paar Wanderer, die wir dank des neugierigen Schäferhundes direkt wiedererkannten. Die hatten uns schon passiert, als wir vorher auf der Bank eine kurze Verschnaufpause eingelegt hatten. Und die wollten da runter, wo wir raufgekommen waren! So ätzend und anstrengend diese Kraxelei auch gewesen war, ich war heilfroh, dass ich dort rauf musste und nicht runter sollte! Und herrlich zu sehen, dass das Grüppchen auf einem breiten Weg stand. Endlich!
Die mussten eine andere Route gewählt haben. Wir hatten einen ausgewiesenen Wanderweg benutzt. Aber es war der am miesesten gepflegte Wanderweg, den ich vom Schwarzwaldverein jemals benutzt habe! Der schöne breite Weg oben führte entlang eines weiteren Steinbruchs.
Aus diesem Steinbruch wurden Steine für die Burg Höhingen geschlagen, die wir nun besichtigen wollten und zum Teil stammen auch die Steine vom Breisacher St. Stephans Münster von hier oben.
Bald war dann auch klar, dass die Burg und der Aussichtspunkt, den wir ursprünglich angesteuert hatten, ein und dasselbe Ziel waren. Schlossberg! Wir hätten auch eher drauf kommen können ;-)
Auf einer weiteren schattigen Bank musste ich nochmal eine Rast einlegen. Die Hitze und der steile Aufstieg über den zugewachsenen Pfad hatten mich mehr geschlaucht, als ich gedacht hätte. Und als ich dann sah, dass der weitere Weg schon wieder ziemlich Steil bergauf führte, hätte ich am liebsten das Heulen angefangen. Wieso hab ich diese Tour nicht für den kühleren Herbst aufgehoben?!
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Der Schlossberg bei Achkarren
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Als wir um eine Kurve bogen hatten wir dann das erste Mal den Blick hinauf zum Ziel. Der Schlossberg mit Pavillon und Aussicht - und scheinbar auch mit Burgresten! Von dort, wo wir standen sah es aus, als müssten wir noch ewig weit den Berg hinauf schnaufen. Auch bei Schatz lief die Brühe inzwischen in Strömen.
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Achkarren |
Zum Umkehren waren wir zu weit gekommen. Mich packte der Ehrgeiz. Nochmal einen kurzen Blick zurück: Schön! Da ist Achkarren :-) Stöhn... Und dann weiter hinauf. Erst über einen Wiesenweg an den Reben entlang. Dann über einen Waldweg zum Pavillon hinauf. Oben angekommen fanden wir den belegten Pavillion, zwei belegte Waldsofas und eine etwas "ältliche" Bank. Selbst wenn wir da oben alleine gewesen wären, hätte ich die wackelige Bank gewählt. Die war als einzige im Schatten der Bäume :-D ICH WAR FERITG!!!
Eine ganze Weile saß ich da, alle Viere von mir gestreckt. Wartete, dass sich mein Kreislauf wieder beruhigte, nippte am Rest meines inzwischen pisswarmen Wassers und atmete...einfach atmen...
Als sich nicht mehr alles vor meinen Augen drehte, habe ich mich aufgerafft und mir unser Ziel mal genauer angesehen. Tatsächlich. Hier stand wohl mal eine Burg. Viel übrig geblieben ist davon leider nicht.
Die Burg Höhingen war über Jahrhunderte eine wichtige Burg, die nur etwa 7 Kilometer von der stark umkämpften und strategisch wichtigen Festung Breisach entfernt war. Erstmals schriftlich erwähnt wurde die Burg im Jahre 1064.
1633 erfolgte ein Angriff von Breisach aus. Die kaiserlich-katholischen Truppen eroberten die von den Schweden gehaltene Burg und plünderten sie. Die Beute betrug nach damaligen Aufzeichnungen unter anderem rund 15.000 Liter Wein. In der Burg gelagertes Eigentum Ihringer Bürger ging ebenfalls verloren. Es wird sogar vom Verlust von 200 Pferden und 300 Stück Vieh berichtet, was Rückschlüsse auf die Ausmaße der Anlage zulässt. 1638 wurde die Burg schließlich zerstört. Heute sind nur noch ein paar wenige Mauerreste auf dem Schlossberg zu sehen.
Das liegt vielleicht auch daran, dass Markgraf Friedrich VI. von Baden-Durlach die Steine der Ruine 1671 an das Königreich Frankreich verkaufte, das u. a. damit durch Vauban die Festung in Neu-Breisach erbauen ließ. In Neuf-Brisach waren wir auch schonmal. Niemals hätten wir gedacht, dass dort Steine einer uns unbekannten und doch in der Vergangenheit so wichtigen Burg aus dem Kaiserstuhl verbaut sind. Ich mag Geschichte :-)
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Lourdes-Grotte am Schlossberg
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Natürlich machten wir uns auch wieder an den Abstieg vom Schlossberg. Immerhin mussten wir ja auch wieder zurück zum Auto. An einer etwas versteckten Lourdes-Grotte vorbei, ging es durch den Wald hinab und wieder in die offene - heiße! - Terrassenlandschaft des Kaiserstuhls.
Kein Schatten weit und breit. Aber immerhin auch kaum noch neue Steigungen. Das kam meinem immer noch leicht angeschlagenen Kreislauf zu Gute. Kurz vor dem Wald auf dem Steingrubenberg entdeckten wir nochmal einen Aussichtspavillon. Das Vogesen-Panorama war allerdings durch das diesige Rheintal etwas getrübt.
Dafür hatten wir einen Blick zurück auf den "mörderischen" Schlossberg, der von hier hinten gar nicht mehr so schlimm aussah.
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Blick zurück zum Schlossberg
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Wir folgten dem breiten Weg entlang des Waldrandes, um den Steingrubenberg herum. Bald schon konnten wir schon wieder Oberrotweil sehen. Das Ende unserer Wanderung war endlich in Sicht.
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Oberrotweil ist wieder in Sicht
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Nur noch gut 2 km über bequeme Wege wieder hinab und wir waren wieder am Auto - das dankenswerterweise immer noch halb im Schatten stand :-D
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Am Ende dieses Weges ist unser Auto :-D
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Die Hitze im Kaiserstuhl hatte ich mal wieder völlig unterschätzt. Trotzdem war es eine richtig tolle Tour. Wir haben viel Neues gesehen und über viel bedeutungsvolle Geschichte gestaunt, die wir hier gar nicht erwartet hatten. Unsere Runde hatte ca. 10,5 km und wir hatten 2,5 Stunden reine Gehzeit - wobei wir tatsächlich etwas über 4 Stunden unterwegs waren. Aber die nächste Tour im Kaiserstuhl machen wir erst wieder, wenn es dort unter 20 Grad hat :-D
Und wider aller Befürchtungen, hatte ich nicht eine einzige Zecke am Körper! Wahrscheinlich war es den Biestern dort auch zu heiß :-D