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Mittwoch, 9. Juni 2021

Einmal rund um den Schluchsee

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Diese Wanderung haben wir einen Tag nach unserer verspäteten Jahrestags-Tour, am 23. Mai 2021 unternommen.
 
Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir mal wieder mit dem Zug in den Schwarzwald gefahren. Corona sei Dank, hatten wir da in den letzten Monaten weitestgehend drauf verzichtet. Aber im Moment sind uns die Spritpreise zu hoch, um "mal eben" in den Schwarzwald zu juckeln. Zumal ich Schatz an Sonn- und Feiertagen gratis auf meiner eh vorhandenen Monatskarte mitnehmen kann.

Vom Freiburger Hauptbahnhof verlässt regelmäßig ein Zug das Gleis 7 Richtung Schwarzwald. Entweder mit Ziel Titisee-Neustadt oder nach Seebrugg. Wir sind nach Seebrugg gefahren.
Blick vom Zug ins Höllental
 
Der Zug überwindet etliche Höhenmeter. Die Fahrt führt durch's Höllental, vorbei am Hirschsprung und am malerischen Titisee entlang.
Blick auf den Titisee

 
Fährt man nach Seebrugg, macht der Zug Halt in Feldberg-Bärental. Deutschlands höchstgelegenem Bahnhof mit "Normalspur", auf 967 m ü. NN! Das es hier gerade regnete, fanden wir allerdings gar nicht gut.
Nach knapp einer Stunde Fahrzeit - mit dem Auto geht es nicht viel schneller, man spart sich aber die Suche und Kosten für einen Parkplatz - erreichten wir den Endbahnhof Seebrugg. Nur einen Katzensprung entfernt von der Staumauer des Schluchsees. 

Der Schluchsee ist ein Stausee, der größte See im Schwarzwald und die höchstgelegene Talsperre Deutschlands. Ursprünglich war der See ein Gletschersee vom Feldberg-Gletscher. Moränen (Erdwälle die der Gletscher vor sich her schiebt) dieses Gletschers sahen wir auch im Menzenschwander Tal, ganz in der Nähe des Schluchsees.
Unser Rundweg, Karte von Komoot
 
Und auch hier oben regnete es noch - nicht feste, aber stetig. Wie blöd! Aber es nützt ja alles nichts. Jetzt waren wir einmal hier, da wird auch gewandert! Außerdem sagte die Wetter App ja auch noch Sonnenschein voraus. Nur etwas Geduld.
Wir sind diese Tour vor Jahren schonmal gewandert. Solltet ihr mal in der Ecke sein und diese Runde wandern wollen, empfehlen wir, auf jeden Fall so herum zu gehen wie wir. Das ist deutlich besser als zuerst die Waldseite zu wandern!
An einem immer noch geschlossenen Hotel vorbei, ging es erstmal hinauf zur Straße. Das Hotel war früher das Jagdschloss des Freiburger Knopffabrikanten Emil Risler, der es 1897 erbauen ließ. Von einem kleinen Steg aus, konnten wir unseren Zug wieder 'gen Freiburg surren sehen. Seit die Dieselloks durch Elektrozüge ersetzt wurden, sind sie deutlich leiser unterwegs.
Das Stück an der Straße (B 500) entlang ist etwa 1,5 - 2 km. Und die hässlichsten und ätzendsten 2 km der ganzen Runde. Allein deshalb ist es schon deutlich schöner, diesen Teil als erstes "vom Tisch" zu haben. Der Regen begleitete uns auch nur noch auf diesen 2 km. Danach hörte es auf, der Himmel klarte langsam auf und es wurde ein herrlicher Tag :-)

Beim Freibad - ebenfalls noch geschlossen - verließen wir die Straße und wanderten hinab in den Ort Schluchsee. Vorbei am Bahnhof, wo wir nochmal schnell das öffentliche WC aufsuchten, und an etlichen Ferienhäusern entlang, bis zur Amalienruhe. 
Kurz vor der Amalienruhe sahen wir eine Singdrossel auf einer Wiese. Die war so sehr damit beschäftigt, sich ihr Frühstück zu angeln, dass sie uns völlig ignorierte und ich diese tollen Bilder schießen konnte :-)
Wenn man von der Amalienruhe zurück blickt, sieht man den Riesenbühl mit seinem Aussichtsturm. Auch dort waren wir schon ein- oder zweimal oben.

Ab dem kleinen Pavillon beginnt der schmale Seeuferweg auf der bewohnten Seite des Schluchsees. Hier hatten wir Glück, dass wegen des anfangs miesen Wetters und der noch recht frühen Uhrzeit noch kaum Leute unterwegs waren. Für gewöhnlich ist es hier nämlich ziemlich voll. Auch ein Grund, den Weg in dieser Richtung zu laufen. Denn wenn es hier später voll würde, wären wir schon auf der weniger frequentierten Seite des Sees :-)


Als wir Mitte/Ende Mai noch die blühenden Weidekätzchen erblickten, wurde uns erstmal bewusst, wie weit die Natur hier oben noch "hinterher hinkt". Lange dauerte der Winter in diesem Jahr und hier oben halt noch ein paar Wochen länger.
Unterhalb des Bahnhofs Aha befindet sich eine Segelschule. Die passierten wir, um Richtung Muchenländer Brücke zu kommen.
Es war sehr windig an diesem Tag und nur wenige Segelboote waren unterwegs. Eines davon kippte immer wieder um, aber der Segler (im dicken Neopren-Anzug) konnte es immer wieder selbst aufrichten.

Über zwei kleine Holzbrücken mussten wir wandern. Unten drunter riesige Sumpfdotterblumen.
Der Wanderweg parallel der Straße, aber unten am See entlang, war leider gesperrt. Dort werden, wie es aussieht, neue Rohre oder Kabel verlegt. Daher mussten wir auf den Radweg oben an der Straße ausweichen. Das war aber nur ein kurzes Stückchen und dann ging es wieder auf dem Waldweg weiter.
Von weitem konnten wir die Muchenländer Brücke schon sehen. Sie liegt quasi gegenüber dem Staudamm auf der anderen Seite des Sees.

Von der Brücke aus hatten wir dann das Vergnügen, Bachstelzen bei der Jagd zu beobachten. Ich hoffe, sie haben ordentlich Stechmücken schnabuliert :-) Im Schilf saß eine Ente und gegenüber im hohen Sumpfgras nistete ein Blesshuhn.
 


Hinter der Muchenländer Brücke beginnt die fast unbewohnte Waldseite des Schluchsees.

Es war auch im Waldabschnitt etwas windig und recht frisch auf über 900 Metern. Ein einziger Schmetterling flatterte uns über den Weg. Und auch der Farn hat sich hier oben noch nicht "entringelt".
Am Unterkrummenhof war reichlich Betrieb. Auch hier wird bewirtet und wie schon Tags zuvor im Freiburger Waldgasthaus, war auch hier unglaublich viel los. So ein Stimmengewirr hörte ich zuletzt im Impfzentrum :-D Es war schön und auch irgendwie erschreckend, so viele Leute "normal" auf einem Haufen zu sehen. Unglaublich, was für ein Gewöhnungstier der Mensch ist. Konnte man sich anfangs den Lockdown nicht vorstellen, fällt es mir nach über 1,5 Jahren nun schwer, die "Normalität" zurück zu bekommen, weil das "unnormale" "normal" geworden ist.
Nahe des Unterkrummenhofes fand ich eine Blume, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ich dachte zuerst, es sei vielleicht eine Orchideenart.
Daheim bemühte ich Google und fand heraus, dass es sich bei den hübschen rosa Blüten um das giftige Wald-Läusekraut handelt, dass in Deutschland sehr selten und gefährdet ist (in Mecklenburg-Vorpommern sogar als vom Aussterbem bedroht eingestuft ist). Kein Wunder also, dass ich es noch nie gesehen habe. Seinen Namen hat es, weil es früher gegen Läuse verwendet wurde.
Da auf dem Feldberg immer noch Reste von Schnee schmelzen, waren die zahlreichen Waldbäche gut gefüllt und alle Nase lang rauschte neben uns ein Bach in den Schluchsee. Das haben wir auch zum ersten Mal erlebt. So viel "Feuchtigkeit" auf einmal war nach den zwei trockenen Hitze-Sommern eine echte Wohltat.

Der Weg führte weiter durch den Wald, immer nahe beim Ufer des Sees. Auf einer Bank mit herrlicher Aussicht rasteten wir. Immer wieder hatten wir vom Weg aus den Blick auf den See und das gegenüberliegende Ufer mit all den Orten, wo wir vorher schon vorbei gewandert waren.

Und dann erreichten wir den Staudamm. Auch hier ist ein kleines Restaurant, was sehr gut besucht war. Die vielen Leute ohne Maske auf einem Haufen waren uns tatsächlich suspekt und wir hielten uns hier nicht allzu lange auf. Gegenüber sahen wir den Bahnhof von Seebrugg, in dem gerade ein Zug eingefahren war. Den würden wir nicht mehr erwischen und konnten uns so ganz in Ruhe Zeit für die letzten 2 km lassen.

Die Staumauer wird gerade saniert, daher war es dort auch recht beengt und durch den Bauzaun die Sicht etwas eingeschränkt.

Auf der anderen Seite war es jetzt nur noch ein Katzensprung zurück zum Bahnhof. Ein Stückchen an der Straße entlang, vorbei an der Jugendherberge und entlang des Geländes der IG 3-Seen-Bahn, die vor Corona in den Sommermonaten immer mit ihren historischen Dampfloks und Waggons unterwegs war.


Und schon waren wir zurück in Seebrugg. Die knappen 20 Minuten Wartezeit auf den nächsten Zug verbrachten wir mit dem Genießen der tollen Aussicht. Man konnte über den See hinüber zum Feldberggipfel blicken, der von hier aus gar nicht mehr so hoch aussieht.
Außerdem beobachteten wir ein paar hormongetränkte Teenager-Jungs, die, um das einzige Mädchen in der Runde zu beeindrucken, schwere Steine das steile Ufer entlangschleppten und dann mit lautem Platschen ins Wasser rollen ließen. Waren wir früher auch so doof?! :-D
 
Oder das Pärchen weiter unten. Sie hockte mit dicker Jacke und Mütze am Ufer und filmte ihren heldenhaften (oder bekloppten?) Freund, wie er in den eiskalten See stieg - nur mit einer Badehose bekleidet - um eine kleine Runde zu schwimmen (wir erinnern uns: der Segler trug einen dicken Neopren-Anzug!). Ich hätte der Alten an seiner Stelle ja den Vogel gezeigt ;-D Das Wasser muss eisig gewesen sein, war doch die Außentemperatur gerade mal um die 10 Grad an diesem Tag und der See voll mit Schmelz- und Regenwasser. Aktuell liegt die Temperatur des Schluchsees bei rund 13 Grad - aber inzwischen hatten wir auch ein paar richtig warme und sonnige Tage. Vor gut 3 Wochen wird sie sicher noch im einstelligen Bereich gelegen haben....brrrrr....
Dann sahen wir aber auch schon unseren Zug anrollen. Fix die Masken auf, alles verstauen, gucken, dass wir auch nichts vergessen haben und schon war die Bahn da und wir konnten direkt einsteigen. Vorteil, wenn man am Endbahnhof einsteigt ist natürlich die freie Platzwahl :-)
Zurück ging es wieder durch das Höllental. Da beobachtete ich vom Zug aus einen verrückten Rennradfahrer, der meinte, er müsse dort die Bundesstraße hinab sausen. Bergab ist die B 31 dort nur einspurig und Autos dürfen meist 80-100 km/h fahren. Das da keiner Bock hat, hinter einem Radler her zu zockeln, ist verständlich. Und so kam es, dass das Auto im Überholverbot die doppelte Linie in den Gegenverkehr überfuhr, um den Jan-Ulrich-für-Arme zu überholen. Gefährlich - für beide und den Gegenverkehr!
Der Schwager, selbst Rennradfahrer, erzählte am Tag drauf, dass er das im Leben nicht nochmal tun würde. Einmal - neu in der Gegend - radelte er auch diese Straße entlang, weil er es nicht besser wusste. Hoffen wir also, dass das auch bei diesem Radler der Fall war.

Vom Bahnhof aus ging es mit der Straßenbahn wieder nach Hause. Die Runde um den Schluchsee hat rund 18 km und fast keine Höhenmeter. Wir hatten eine reine Gehzeit von etwa 3,75 Stunden.

Auch der zweite Tag, wo ich die neue Kamera draußen testen konnte, war sehr zufriedenstellend :-)