[Dieser Beitrag kann indirekt Werbung ohne Auftrag enthalten, durch Markennennung, Ortsnennung oder Verlinkung]Bereits am Sonntag den 24. November klingelte morgens schon um 6:30 Uhr der Wecker. Ich bin aus dem Bett gekrochen, hab kurz aus dem Fenster gesehen, entdeckte die 4 roten Blinklichter und weckte auch Schatz. Denn 4 rote Blinklichter bedeutet: kein Nebel! Den kann man nämlich gar nicht brauchen, wenn man einen Weg wadnern will, der von seinen Aussichten lebt ;-) Wäre es neblig gewesen, hätten wir einfach weiter geschlafen :-D
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Unsere Strecke, Karte von Komoot |
Nach dem Frühstück ging es mit Straßenbahn und SEV-Bus bis nach Gottenheim, wo wir gegen 10 Uhr ankamen.
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Start in Gottenheim |
Geplant war die Überquerung des Tunibergs von Nord nach Süd. Der zweite Versuch! Vor einigen Jahren haben wir es schonmal von Süd nach Nord probiert und sind nicht am Ziel angekommen, weil plötzlich keine Wegweiser mehr zu finden waren.
Daher haben wir uns dieses Mal entschlossen, von Gottenheim nach Munzingen zu laufen, in der Hoffnung, die Beschilderung aus dieser Richtung wäre vielleicht besser.
Außerdem kommt man von Munzingen mit dem Bus alle 30 Minuten wieder zurück nach Freiburg, während man von Gottenheim nur stündlich wieder weg kommt. Auch ein Grund, lieber von Norden nach Süden zu wandern ;-)
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rauf auf den Tuniberg |
In Gottenheim waren die Wanderzeichen und Wegweiser schnell gefunden. Und da der Tuniberg nicht sehr hoch ist - eigentlich ein großer Hügel - waren wir schnell und ohne große Anstrengung oben :-)
Wie auch am Kaiserstuhl finden sich hier viele Lösshohlwege. Typisch für die breisgauer Weinberge.
Leider zog zwischenzeitlich doch wieder leichter Nebel ins Rheintal. Es war nicht so furchtbar wie am Vortag, aber trotzdem hatten wir nicht so einen schönen Fernblick wie gewünscht.
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Aussichtspunkt oberhalb von Gottenheim |
Als wir den ersten größeren Wegweiser auf dem Tuniberg fanden war klar, dass wir den Tuniberg-Westweg bis nach Munzingen wandern wollten. Es gibt aber auch noch den Burgunderpfad.
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Blick auf Wasenweiler |
Und so folgten wir der hier unten allgegenwärtigen gelben Raute über den Tuniberg.
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Blick zum Kaiserstuhl |
Auch hier finden wir zahlreiche dieser grünen Kreuze, mit denen die deutschen Landwirte für mehr Respekt für ihre Arbeit und weniger Bürokratie in ihrem Beruf protestieren.
Ganz vereinzelt finden wir noch ein paar Trauben, die nicht geerntet wurden. 95 % der Reben sind allerdings ratzekahl abgeerntet.
Der Tuniberg gilt als "kleiner Bruder" des bekannteren Kaiserstuhls, der direkt gegenüber liegt. Dabei ist er geologisch völlig anders aufgebaut.
Der Tuniberg ist etwa 9 km lang und 3 km breit. Er erhebt sich nur gute 100 m über dem Rheintal. Wie schon gesagt: Eher ein großer Hügel ;-)
Oben auf dem Tuniberg wächst hauptsächlich Grauburgunder, dem die Wasserspeicherfähigkeit des Kalksteinbodens hier zu Gute kommt. Unten in den Ortschaften wird viel Spargel angebaut. Wenn wieder Saison ist, kaufen wir auch immer den Spargel vom Tuniberg :-)
Unser Wanderweg führt uns viel über Wiesenwege zwischen den Reben hindurch oder an ihnen vorbei. Links schälen sich die Gipfel des Schwarzwaldes aus dem Dunst.
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Blick zum Rosskopf (unserem Hausberg) |
Aber schnell wissen wir mal wieder nicht, wo es weiter geht. Online Karten waren weder für den Tuniberg-Westweg noch für den Burgunderpfad zu finden und unsere "analoge" Wanderkarte war auch nicht sehr hilfreich, da die unzähligen kleinen Wirtschaftswege ins Nichts gar nicht erst eingezeichnet waren.
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Oberhalb von Waltershofen |
Plötzlich landen wir unten in Waltershofen. Hier haben wir beim ersten Versuch vor einigen Jahren, als wir von Munzingen kamen, unsere Tour abgebrochen, weil wir nicht wussten, wo es weiter ging. Nun sind wir schon wieder hier. Ich werde etwas unleidlich und meckere leise vor mich hin.
Im Ort haben wir dann aber wieder einen Wegweiser entdeckt. Ein Zubringer zum Burgunderpfad. Den haben wir also inzwischen verlassen - und vom Tuniberg-Westweg keine Spur. Der Zubringer führt uns am Ortsrand entlang wieder hinauf auf den Tuniberg. Ein Glück ist der nicht so hoch und die Kraxelei ist kaum anstrengend.
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Blick zum Schwarzwald |
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Der Schauinsland im Dunst |
Wir kommen zum Tunibergkreuz. Kurz danach sind dann aber schon wieder die Wegweiser passé. Weil wir nicht wissen, wo es weiter lang geht und wir weiteres Verlaufen meiden wollen, halten wir uns an den Tuniberg Höhenweg. Dieser Radweg führt auch einmal mittig über den Tuniberg, das wissen wir. Leider haben wir nun für einige Kilometer planen Asphalt unter den Schuhen.
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Blick zum Hochblauen |
Plötzlich tauchen rechts vom Radweg, in einiger Entfernung helle Schilder auf. Die sehen aus wie Wander-Wegweiser. Da gehen wir mal hin. Und zack, sind wir wieder auf dem Wanderweg - dem Burgunderpfad. Kurze Zeit später können wir von oben das Örtchen Merdingen ausmachen.
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Merdingen |
Mitten durch den Tuniberg geht eine kleine Straße, die Merdingen mit Opfingen verbindet. Links und rechts gesäumt mit hohen Lösswänden müssen wir diese Straße einmal überqueren. Zum Glück war nicht so viel Verkehr.
Auf der anderen Seite ging es wieder leicht hoch. Hier fanden wir verblühte Sonnenblumen, die optisch an Outdoor-Duschen oder alte Laternen erinnerten.
Auch ein paar Rosen fanden sich noch zwischen den kahlen Rebstöcken. Zwischenzeitlich verschwindet die Sonne hinter Wolken und Nebel und es wird sehr schnell unangenehm kalt. Ich ziehe mir nun doch die Jacke über den dicken Pulli.
Die meisten verbliebenen Trauben, waren nicht mehr gut. Schimmlig oder gar vertrocknet. Aber hier und da waren auch mal ein paar gute Trauben dazwischen, die wir gerne schnabuliert haben. So schmeckt auch mir der Grauburgunder :-D
Was uns allerdings völlig verblüffte waren die doch noch zahlreich umher flatternden Schmetterlinge. Ich kann mich nicht erinnern, jemals Ende November noch Schmetterlinge gesehen zu haben. Aber die machten sich emsig an den überreifen, verbliebenen Trauben zu schaffen.
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Blick auf Breisach am Rhein |
Bald erreichten wir den Attilafelsen. Einer regionalen Sage nach, soll auf dem Tuniberg immer wieder mal das Grab von Attila dem Hunnenkönig gefunden worden sein. Ursprung dieser Sage soll ein Aprilscherz des Winzergenossenschaft-Vorstandes Otto Fischer nach dem Zweiten Weltkrieg sein ;-) Wir sind jedenfalls weder Attila noch seinen Hunnen begegnet. Generell sind wir nur einer Hand voll Menschen begegnet, während wir auf dem Tuniberg unterwegs waren.
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Diese Teile fanden wir sehr oft. Was es wohl damit auf sich hat? |
Kurz hinter dem Attilafelsen begegneten wir wieder einem Tierchen, das wir zu dieser Jahreszeit nicht erwartet hätten: eine kleine Raupe. Was die wohl mal werden will, wenn sie sich verpuppt hat?
Die wieder hervorgekommene Sonne lässt die paar verbliebenen Weinblätter feuerrot erstrahlen. Das sieht wirklich toll aus. Aber viele Blätter sind nicht mehr übrig.
An den Hängen zwischen den Reben finden wir unzählige, leere Schneckenhäuser. Große, kleine, runde, längliche. Es sieht aus, wie ein Schneckenmassaker. Was das wohl zu bedeuten hat? Hat hier eine Vogelschar Mittagstisch gehalten? Einige der Häuser sind stark beschädigt, andere völlig zerstört und in Scherben. Wieder andere sind vollkommen intakt. Es bleibt (für uns) ein Rätsel.
Weiter geht es über Wiesenwege. Die lassen sich echt schön laufen und dämpfen die Schritte. Gerade an diesem Samstag, wo ich doch mit Fersenschmerzen zu tun hatte, war das ein sehr angenehmes Laufen :-) Aber die stoßdämpfenden Einlagen sind auch super.
Wir passieren ein Schil, das jemand als Zielscheibe missbraucht hat. Sowas habe ich zuletzt im Sauerland gesehen ;-) Es gibt also auch hier unten in Südbaden ein paar Verrückte :-D
Nach der nächsten Biegung können wir den Blick über den Golfplatz schweifen lassen. Der gehört schon zu Munzingen. Wir haben es also fast geschafft.
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Blick über den Golfplatz |
Da hinten sieht man schon die Ehrentrudiskapelle. Da wollen wir noch hinauf, bevor es in den Ort hinab geht.
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Fast an der Erentrudiskapelle |
Die Erentrudiskapelle oberhalb von Munzigen gilt als Wahrzeichen des Tunibergs.
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Erentrudiskapelle |
Geweiht ist die Kapelle der Heiligen Erentrudis von Salzburg, einer Schwester des Heiligen Rupert von Salzburg, der fälschlich mit dem im Breisgau verehrten Heiligen Trudpert verwechselt wurde ;-)
Im 13. Jahrhundert stand an dieser Stelle noch eine Staufer Burg. Von der ist heute allerdings nichts mehr zu sehen.
Obwohl es erst kurz nach 15:00 Uhr ist, sieht der Himmel in Richtung Sonne schon leicht nach Sonnenuntergang aus. Ob das vom Nebel kommt? Denn in die entgegengesetzte Richtung wirkt er noch viel heller.
Kurze Zeit später erreichen wir endlich Munzigen. Die Endhaltestelle des Busses ist fix erreicht - sie liegt direkt an der Hauptstraße.
Ein kleiner Marienkäfer leistet uns Gesellschaft, während wir nur 10 Minuten auf den nächsten Bus warten müssen, der uns wieder nach Freiburg zur Straßenbahn bringt.
Knapp 17 km hatten wir am Ende zusammen und fast 3,5 Stunden reine Gehzeit. Dieses Mal haben wir das Ziel tatsächlich erreicht, aber so ganz zufrieden sind wir nicht, denn wir sind weder den Tuniberg-Westweg noch den Burgunderpfad gelaufen. Es war eine Mischung aus beiden, mit mehrfachem Verlaufen und ausweichen auf den Radweg.
Festzustellen ist: Egal ob man von Nord nach Süd oder umgekehrt läuft. Die Beschilderung auf dem Tuniberg ist echt mies. Dank der vielen Mini-Wege zwischen den Reben war auch die Karte nicht sehr nützlich. Vielleicht probieren wir es irgendwann noch ein drittes Mal.
Je nachdem wie es sich nun zeitlich und wettertechnisch entwickelt, könnte das tatsächlich unsere letzte Wanderung in 2019 gewesen sein. Lassen wir uns mal überraschen :-)