Donnerstag, 8. April 2021

Hünersedel-Tour bei Freiamt

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Am Karfreitag waren wir wieder wandern. Die hiesigen Tourismusverbände befürchteten wegen des inländischen "Reiseverbotes" Menschenmassen in den Wäldern, auf den Wanderwegen und an den heimischen "Touristen Hot Spots". Wo gehen wir also wandern? Schwarzwald? Da liegt Schnee auf den Bergen. Am Schluchsee oder am Titisee sind die Touri-Hotspots schlechthin wo auch Einheimische sich gern tummeln. Schauinsland? Die Gondel fährt zwar wieder, aber da oben ist es auch IMMER voll an solchen Wochenenden.

Es sollte also eher was ländliches sein. Wo vielleicht nicht allzu viel los wäre. Außerdem wollten wir sehr früh los, bevor alle anderen aufstehen. Am Ende fiel die Wahl auf den Landkreis Emmendingen (trotz seiner hohen Inzidenzwerte) und die Gegend um Freiamt. Da waren wir vor einiger Zeit schonmal und uns waren kaum andere Leute begegnet :-) Außerdem sprach Schatz immer vom "Hühnersäddele", wo er immer schon mal hin wollte.
Unser Rundweg, Karte von Komoot

Geparkt haben wir im Örtchen Brettental, etwa 30 Minuten von Freiburg entfernt. Der einzige nicht private Parkplatz dort ist der Wanderparkplatz. Als wir dort um 9 Uhr ankamen, waren wir allein auf weiter Flur :-) Perfekt!

"Das Hühnersäddele" stellte sich nämlich bald als "der Hünersedel" heraus :-D Das ist ein 744 m hoher Berg im mittleren Schwarzwald. Der Name bedeutet so viel wie "Hünensitz" und hat daher mit dem Federvieh rein gar nichts zu tun. An diesem Berg entspringt die Schutter, die dem Schuttertal seinen Namen gibt.

Und das Portal zur Hünersedel-Tour war auch schnell gefunden. Und so wanderten wir los. Am Tretbecken vorbei bis zur Straße und dann rechts herum. In unserem Wanderführer stand, man solle links herum gehen, aber das hatten wir irgendwie überlesen :-D

Sogleich ging es über eine asphaltierte Straße sehr steil hinauf. Schnell war ich am schnaufen und am pusten.
Jede Möglichkeit, kurz stehen zu bleiben wurde genutzt. Da kam mir die kleine Schnecke sehr gelegen :-)
Immerhin hatten wir auf diese Weise schon nach wenigen Metern eine tolle Sicht auf die sanften grünen Hügel der Gegend. Der Wanderweg führte weiter oben über einen Schwarzwaldhof und da hinter noch ein Stück weiter hinauf.
Oben auf der Kuppe angelangt sahen wir dann unser Ziel: Den Hünersedel-Turm! Irgendwie kam er mir vage vertraut vor, obwohl wir hier noch nie gewesen sind.

Wir wanderten weiter. Inzwischen war mir so warm vom Bergauflaufen, dass ich mir die Jacke ausgezogen habe. Im T-Shirt ließ es sich doch deutlich angenehmer wandern :-)
Der Weg führte uns weg von den Wiesen und hinein in ein Wäldchen. Hier war es schattig, aber immer noch schön warm. Die Bäume sprießen und auf einem Baumstumpf entdeckten wir eine extrem verrostete Zange. Die wird wohl schon länger dort gelegen haben :-D




Das Waldstück war nicht sehr lang und danach führte der Weg weiter über die grünen Hügel. Und es ging nochmal ordentlich rauf. Und wo ist nun dieser Hünersedel? Da müssten wir doch schon längst angekommen sein, oder nicht? Keine Spur vom Turm. Hatten wir uns etwa verlaufen?

Nach einer Biegung dann ein Gebäude. Das Wanderheim! Natürlich geschlossen, wegen Corona. Nun ging uns dann auch endlich auf, dass wir den Weg andersherum wanderten, als wir es eigentlich vorgesehen hatten :-) Alles klar! Kein Wunder, dass wir noch nicht am Turm waren. Und blöd, denn es war inzwischen schon fast Mittag und wir hatten die Befürchtung, dass es da oben nun schon recht voll sein könnte.

Kurz darauf erreichten wir einen riesigen Wanderparkplatz, der erschreckend voll war. Leute stiegen aus, holten ihre Mountainbikes aus dem Auto oder schnürten ihre Wanderstiefel. Die wollen doch wohl nicht auch alle zu diesem Turm?!
Der Bergkiosk war geöffnet. Er bot Kaffee zum Mitnehmen an. Da hielten wir uns aber nicht mit auf. Hinten dran gab es einen großen Spielplatz (geschlossen) und ein Gatter mit Ziegen. Auch die weit ab vom Weg und unerreichbar. Also direkt weiter.
Zum Turm waren es jetzt nur noch 500 m und es waren zum Glück doch eher wenige Wanderer mit uns auf dem Weg dort hinauf. Wir versuchten uns etwas zu beeilen, ohne es zu übertreiben.
Oben angekommen dann ein Deja-vu. Der Turm...so vertraut...sieht aus wieder Zwilling vom Schauinslandturm! Das wussten wir nicht. Wie cool! Und die Meute an Wanderern und Bikern hielt sich auch relativ in Grenzen. Auf dem Turm waren ein paar Leute, also entschieden wir uns, zuerst einmal Rast zu machen.
Hinter dem Turm war eine Gruppe Tische um eine Feuerstelle angelegt. Als wir kamen, war dort mitten drin noch ein Tisch frei. Da wollten wir uns nicht mitten in die Menge setzen. Daher entschieden wir uns für den Tisch halb hinter der Hütte. Da waren wir etwas für uns. Wir machten ausgiebig Pause und beobachteten immer wieder den Turm.
Als dann, bis auf eine Person, alle wieder unten waren, machte ich mich auf den Weg nach oben. Der Turm ist 29 m hoch und somit 2 m kleiner als der Turm auf dem Schauinsland. Nur hatte ich dessen Plattform noch nie so "einsam" gesehen.
Wir waren zu zweit oben. Aber nicht lange. Die Dame ging kurz drauf wieder runter und ich hatte die Plattform für mich alleine. Ein tolles Erlebnis :-) Von oben stellte ich fest, dass die große Wandergruppe unten auf den Bänken inzwischen wieder aufgebrochen war.
Von hier oben hätte ich sogar das Straßburger Münster sehen können. Leider war es an diesem Tag ziemlich diesig und die Fernsicht daher nicht besonders gut. Schade. Aber ein Grund mehr, hier nochmal hinauf zu wandern, wenn die Sicht mal besser ist :-D
Bild der Schautafel...so hätte die Aussicht sein können


Immerhin die Burg Hohengeroldseck konnte ich im Dunst ausmachen. Die hatten wir auch schonmal auf dem Hahn und Henne Rundweg gesichtet. Da ich den Liebsten nicht noch länger unten allein lassen wollte, machte ich mich auch wieder an den Abstieg, nachdem das Pärchen oben angekommen war.
Als ich die Füße wieder auf festen Boden stellte, waren die Tische und Bänke unterhalb des Turms schon wieder restlos belegt. Familien mit Kindern. Nichts wie weiter! Hier im Landkreis Emmendingen galt eigentlich die Regelung 1 Haushalt plus 1 Person. Die Gruppen, die uns nun alle begegnen sollten, erfüllten dieses Kriterium absolut gar nicht!
Über einen schmalen Serpentinenpfad ging es vom Hünersedel wieder hinab. Auf dem engen Pfädchen kam uns zum Glück nur ein Wander-Paar entgegen. Man konnte sich gut ausweichen. Die Mountainbiker, die von hinten kamen, waren nett und warteten, bis wir unten den breiten Weg erreichten, um uns zu überholen.
Auf einem breiten Waldweg wanderten wir nun weiter hinab. Immer am Waldrand entlang, so dass wir den Wald zur rechten und die freie Hügellandschaft zur linken hatten. Ein spannender Kontrast.

Nach 2-3 km kamen wir dann an einem Steinbruch für Buntsandstein vorbei. Dieser ist noch in Betrieb und ich hatte die große rote Wand bereits vom Turm aus entdeckt und mich gefragt, ob es wohl die wäre, an der wir erst ein paar Tage zuvor auf dem St. Gallus Rundweg vorbei gewandert waren. Natürlich war sie es nicht :-)
Wir haben die Triebe junger Buchen gesehen, die aussehen, wie grüne Schmetterlinge. Und wir haben uns die ganze Zeit diebisch gefreut, dass wir so früh losgewandert waren und nun bereits auf dem Rückweg zum Auto.

Uns kamen ein Haufen Menschen entgegen. Große, lärmende Gruppen und Familienverbände. Ohne Abstand, den ganzen Waldweg einnehmend und alle auf dem Weg zum Aussichtsturm. Gut, dass wir dort schon waren und uns die Menschenmassen dort oben nicht mehr antun mussten.
Stattdessen genossen wir die bezaubernde Aussicht links ins Grüne und die blühenden Heidelbeeren rechts am Waldrand :-D

An einem Hang hingen die gigantischen Wurzeln eines riesigen Baumes im Freien. Ich hab mich mal drunter gelehnt, um die Proportionen zu vergleichen. Aber so gewaltig wie in Wirklichkeit, kommen die Wurzeln auf dem Bild gar nicht rüber.

Ein Stück weiter am Wegesrand fanden wir dann ein Waldsofa. Wir haben uns nur kurz drauf gesetzt, um die Sonne und die Aussicht zu genießen. Aber eigentlich war uns gerade gar nicht, nach einer weiteren Rast. Kaum 5 Minuten später machten wir uns schon wieder auf den Weg. Den Wanderparkplatz konnte man von dort oben schon wieder entdecken. Und er sah sehr voll aus!


Der Weg führte im Zickzack durch den lichten Wald hinab. Auch hier haben sie unmengen an Holz geschlagen und für die schweren Fahrzeuge den Weg extra befestigt. Sah ziemlich wüst aus, das Ganze.
Vorbei an weißbeerigen Misteln und Wiesen ging es zurück in das Örtchen Brettental.




Direkt am ersten Haus, an dem wir vorbei kamen, fiel mir diese Wandlampe auf. Da war doch tatsächlich ein kleines Vogelnest oben drin :-) Leider leer. Keine Eier, keine Vögel.



Jetzt nur noch ein kleines Stückchen durch Brettental hindurch, zurück zum Wanderparkplatz und wir hatten die Runde beendet.

Wie auf dem Wanderportal angegeben hatte die Runde etwa 13 km. Wir waren reichlich 5,5 Stunden unterwegs und davon 3 Stunden reine Gehzeit.

Die Tour war anstrengender als gedacht, aber trotzdem sehr zu empfehlen :-)