[Dieser Beitrag kann indirekt Werbung ohne Auftrag enthalten, durch Markennennung, Ortsnennung oder Verlinkung]Den gestrigen Karfreitag haben wir für eine Wanderung genutzt. Dafür sind wir bereits um 6:30 Uhr aufgestanden, um nach dem Frühstück mit dem Zug nach Hinterzarten zu fahren. Dort sind wir den Heimatpfad Hochschwarzwald gewandert.
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Heimatpfad Hochschwarzwald, Karte von Komoot |
Wir sind den Weg vor Jahren schon einmal gewandert. Im Internet auf der
Homepage vom Heimatpfad gibt es zum Streckenverlauf leider nicht so gute Infos. Daher haben wir versucht, uns an die Wegweiser zu halten. Start und Ziel ist der Bahnhof in Hinterzarten.
Vom Bahnhof aus folgten wir den Schildern rechts die Freiburger Straße hinab. Kurz vor der Bahnbrücke ging es dann nach links in die Alpersbacher Straße.
Dort führte uns der nächste Wegweiser an einer Hecke hinab und wir folgten dem Löffeltalweg parallel zu den Bahngleisen hinab durch das Löffeltal.
Da der Heimatpfad Hochschwarzwald sowas ähnliches ist wie ein kostenloses Freilichtmuseum, fanden wir im Löffeltal dann auch die ersten Infotafeln zu den Standorten der ehemaligen Löffelschmieden. Von denen hat das Löffeltal auch seinen Namen.
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Löffeltal |
Weiter unten im Löffeltal fanden wir dann erst die Klopfsäge, die ebenfalls mit Wasserkraft betrieben wurde mit dem Sägerhaus daneben.
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Sägerhaus (links) und Klopfsäge (rechts) |
Ein paar hundert Meter weiter ist dann die Hochgangsäge zu sehen. Am Deutschen Mühlentag (Pfingstmontag) und an manchen Wochenenden sind die Mühlen und Sägen auch in Betrieb. Dann zeigen und erklären Ehrenamtliche alles was man wissen möchte.
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Hochgangsäge |
Am unteren Ende des Löffeltals, kurz bevor man die B31 unterquert gibt es dann auch wieder einen Wegweiser. Diesem folgten wir Richtung Hofgut Sternen.
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Blick auf die B31 im Höllental |
Auf der anderen Seite der B31 haben wir fix einen Abstecher zur alten Seilerei gemacht. Die ursprüngliche Seiler-Freibahn von 1736 war 70 m lang. Die Rekonstruktion immerhin noch 30 m.
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Seilerei |
Neben der Seiler-Freibahn befindet sich eine Wohnmahlmühle aus dem 17. Jahrhundert, die vom Oberprechtal hierher umgesetzt wurde.
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Wohnmahlmühle |
Vieles vom alten Handwerk an der Steige ist heute leider nicht mehr erhalten. Aber hier gab es einst Bäcker, Mühlen, Schuhmacher, Sattler, Schmiede und Co. Alles was man an einer Umladestation so brauchte.
Wieder auf dem Hauptweg ging es weiter Richtung Hofgut Sternen, dem ehem. Wirtshaus unter der Steig. Dort kamen wir an der Bogenbrücke über die alten Landstraße vorbei. Diese wurde 1857 erbaut. Weil der Höllbach den Straßenverlauf schräg schneidet ergibt sich diese interessante Staffelung der einzelnen Bögen.
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Brücke der alten Landstraße |
Auf dem Parkplatz standen ein Haufen Autos. Klar. Ferien, Feiertag, super Wetter. Als wir
vor gut 3 Wochen zuletzt mit unseren Bekannten hier waren, war der Parkplatz komplett leer. Autos aus der ganzen Bundesrepublik waren dort aneinander gereiht. Sogar ein Kennzeichen aus dem Home Sweet Home Sauerland stand dazwischen :-)
Kurz vor dem Hofgut Sternen konnten wir die Rekonstruktion einer historischen Telegraphenleitung sehen.
Auf der alten Steige wurden die Karren mit bis zu acht Zugtieren hoch und runter gefahren. Unglaublich, was dafür für eine Logistik organisiert werden musste. Denn die vielen Pferde und Menschen mussten ja auch versorgt werden. Und weil die Strecke für den Handel so wichtig war, wurden sogar Straßenzölle erhoben. Die "Maut" ist also auch keine Erfindung der Neuzeit ;-)
Leider gibt es hier unten auch einen Lost Place. Das Haus ist baufällig und einsturzgefährdet. Dabei ist es so ein schmuckes altes Häuschen. Ich finde es schön. Man könnte sicherlich einiges draus machen, wäre es besser in Schuss. Was mal daraus wird weiß man nicht. Wohnen wollte ich dort allerdings heutzutage auch nicht, denn direkt hinter dem Häuschen rauschen Tag und Nacht die Autos und LKWs auf der B31 vorbei.
Am Hofgut Sternen waren sehr viele englischsprachige Touris, die in Grüppchen vor der großen Kuckucksuhr standen, diese angafften und auf 12 Uhr warteten :-D Das war so lustig! Wir haben uns dann schnell vom Acker gemacht.
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die große Kuckucksuhr am Hofgut Sternen |
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Hofgut Sternen |
Ein Bild am Hofgut Sternen erinnert an den Brautzug von Marie Antoinette, die hier 1770 mit ihrem riesigen Brautzug vorbei kam und Halt machte.
Nur neun Jahre später übernachtete hier sogar Johann Wolfgang von Goethe. Daher wurde ein Nebengebäude nach ihm benannt. Das Goethehaus.
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Goethehaus |
Vom Goethehaus aus machten wir dann noch den kurzen Abstecher hinüber zur St. Oswald Kapelle. Bevor wir die erreichten, kamen wir aber erstmal am alten Zollhaus vorbei.
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Ravennaviadukt |
Die historische Zollstation ist ein Neubau nach Unterlagen aus dem 18. Jahrhundert. Allerdings wurden nachweislich schon im 13. Jahrhundert Brücken- und Wegezölle für die alte Steige verlangt, um damit die Instandhaltung der steilen Wege zu finanzieren.
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historisches Zollhaus |
Wir passierten den hölzernen Schlagbaum und kamen an einer Rampe von 1884 vorbei. Hier gab es einst eine Arbeitersiedlung. Die Arbeiter bauten zwischen 1884 und 1887 an der Höllentalbahn.
Dann erreichten wir auch schon die St. Oswald Kapelle. Sie liegt so idyllisch - aber man muss schon taub sein. Denn mit gesunden Ohren wird die schöne Landschaft durch das Geräusch der vorbei rasenden Autos auf der B31, die nur einen Steinwurf entfernt verläuft, wirklich gestört.
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St. Oswald |
Die Kapelle wurde 1148 eingeweiht und ist somit die älteste Kirche im Hochschwarzwald. Von St. Oswald ging es zurück zum Zollhaus und dann zum Ravennaviadukt.
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Walzen-Vollgatter (Säge) |
Kurz vor der imposanten Bahnbrücke gibt es Infos zur Entwicklung der Sägemaschinen im Schwarzwald. Angefangen von der einfachen Klopfsäge, wie wir sie oben im Löffeltal gesehen hatten, bis hin zum Zweistelzen Vollgatter. Ein Modell vom Walzen-Vollgatter von 1920 ist auch zu bestaunen.
Unter der Ravennabrücke hindurch geht es zum unteren Einstieg in die Ravennaschlucht. Das Viadukt ist 224 m lang und 36 m hoch. Sie wurde 1926/27 errichtet und ersetzt die ursprüngliche Stahlkonstruktion, die hier im Bogen verlief. Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges 1945 wurden die drei mittleren Pfeiler der Brücke von deutschen Truppen gesprengt und erst 2 Jahre später wieder aufgebaut.
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Widerlager der alten Ravennabrücke |
Die ursprüngliche Brücke war eine Eisenfachwerkbrücke die 1885 erbaut wurde. Sie lagerte auf 3 gemauerten Sandsteinpfeilern. Die Züge durften wie wegen des Bogens nur mit max. 15 km/h überfahren. Mit Einführung modernerer und schwererer Züge, musste dann die neue, heutige Brücke her.
Und schon waren wir in der wild-romantischen Ravennaschlucht. Die Schlucht ist etwa 4 km lang und hat sehr viele Windungen.
Dank des schönen Wetters und der Ferien, war gerade im unteren Bereich der Schlucht gestern sehr viel los. So marschierten wir im Gänsemarsch auf schmalen Pfaden, Felsgalerien und Treppen den anderen Wanderern hinterher, bis es uns gelang, diese endlich zu überholen.
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Gänsemarsch |
Der goße Ravenna-Fall kurz vor der Großjockenmühle ist 16 m hoch. Über Brücken und Pfade ging es dann weiter hinauf.
In der Schlucht befindet sich ungefähr auf halber Strecke die Großjockenmühle. Sie wurde 1883 erbaut und ist somit exact 100 Jahre älter als ich. Weil der Bach hier so steil abfällt, musste das Wasser durch das Dach der Mühle auf das Mühlrad geleitet werden.
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Großjockenmühle |
Auch eine weitere Löffelschmiede befand sich hier. Aber außer ein paar eisernen Haken im Boden, sieht man von der Mühle heute nichts mehr.
Schon bald kommt das gelbe Haus in Sicht und markiert erstmal das Ende der Ravennaschlucht.
Wir haben die mittlere Ravenna erreicht und folgten dann der Beschilderung weiter in die obere Ravenna. Bis hier her war es mit der Beschilderung echt gut und einfach zu finden. Die zweite Hälfte des Heimatpfades Hochschwarzwald war leider nicht so gut ausgeschildert.
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Obere Ravanna |
Der Wanderweg geht erstmal weiter parallel zur Ravanna. Nach einer Weile teilt sich der Weg V-förmig vor einem. Einen Wegweiser zum Heimatpfad sucht man allerdings vergeblich. Hier muss man sich auf dem rechten Ast halten, den Fluss zur Linken.
Danach gibt es für eine Weile keine Abzweigungen mehr und wir erreichten bald den Seiltrieb. Damit wurde mittels Zahnrädern in den vorhandenen und durch Wasserkraft angetriebenen Mühlen und Sägen die mechanische Kraft mittels einem umlaufenden Drahtseil bis zum Hof geleitet, wo damit andere Maschinen angetrieben wurden.
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Seiltrieb |
Hier sind wir dann auch tatsächlich falsch abgebogen. Denn der große Wegweiser am Seiltrieb zeigt weiter hinauf, Richtung Klärwerk Breitnau. Dahin sind wir gewandert.
Und oben am Klärwerk schickte uns der nächste Wegweiser dann wieder dahin zurück, wo wir hergekommen waren. Echt jetzt?! Also die gut 600 m wieder zurück zum Seiltrieb. 1,2 km zu viel gewandert :-/
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Hier ist man schon zu weit gewandert |
Und dann waren wir wieder an diesem blöden Wegweiser am Seiltrieb und fanden den Hinweis nach Hinterzarten und zum Hochmoor. Den Weg hinauf haben wir also eingeschlagen, denn eine andere Möglichkeit gab es nicht.
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der verwirrende Wegweiser am Seiltrieb |
Als wir dann einen weiteren Wegweiser fanden, der uns über einen Wiesenweg wieder zum nächsten Wald führte, wussten wir, dass wir wieder richtig sind.
Aber schon am Ende des Wiesenweges suchten wir den nächsten Heimatpfad Wegweiser vergebens und haben uns daher an die gelbe Raute vom Schwarzwaldverein gehalten und sind links in den Wald gewandert. Das war auch gut so. Irgendwann gab es wieder einen Wegweiser (der allerdings beschädigt war) und uns hätte an der B500 entlang hätte weisen sollen. Wir folgten also dem Fuß- und Radweg an der Bundesstraße hinab.
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Aussicht von unserer Pausenbank |
Auf einer Bank machten wir eine kurze Pause. So nah an der Bundesstraße war es zwar nicht sehr ruhig, aber die Aussicht war einfach nur schön.
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Entlang der B500 |
Durch ein Wohngebiet und über das Gelände einer Klink führte uns der Weg dann weiter. Hier war er wieder etwas besser ausgeschildert.
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Kapelle auf dem Klinikgelände |
Hinter der Klinik führt ein Kiesweg ins Hinterzartener Hochmoor. Einen Wegweiser gab es dort noch, aber dann haben wir bis kurz vorm Ziel gar keinen mehr gesehen. Nach der Klinik geht es also erstmal ziemlich geradeaus auf dem Kiesweg.
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der Weg hinter der Klinik |
Wir haben dieses schörkelige Brückendings passiert und sind danach dann rechts abgebogen, auf den Moor-Lehrpfad.
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Hochmoor Hinterzarten |
Hier gab es auch einiges Interessantes zu sehen und zu lesen. Ein paar "halbfertige" Kaulquappen haben wir auch entdeckt.
Am Ende des Moorweges sind wir schon wieder an den Bahngleisen der Höllentalbahn. Hier ist dann auch endlich mal wieder ein Wegweiser, sobald man die Gleise überquert hat (immerhin scheinen wir richtig gelaufen zu sein).
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fast wieder am Ziel |
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Adler-Schanze Hinterzarten |
Hinter den Gleisen geht es rechts auf der Straße weiter. Der Bahnhof ist schon in Sicht. Man passiert den Adlerteich, auf den irgendwer Plastik-Schwäne gesetzt hat :-)
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Adlerweiher |
Fast am Ziel lagen dann auch noch Gletscher-Findlinge herum, die aus dem Feldberggebiet stammen.
Und dann sind wir auch schon wieder am Bahnhof in Hinterzarten. Die Tour hatte (inkl. des Verlaufens) knapp 12 km und wir waren fast 4,5 Stunden unterwegs (davon 2,5 Stunden reine Gehzeit).
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Bahnhof Hinterzarten |
Auf dem Rückweg habe ich vom Zug aus dann nochmal das Widerlager der alten Ravennabrücke und den Eingang in die Ravennaschlucht gefilmt, als wir über das neue Ravennaviadukt gefahren sind ;-)
Die Tour war echt schön und auch landschaftlich sehr reizvoll. Die vielen historischen Infos am Wegesrand waren klasse. Open Air Geschichtsunterricht bzw. Heimatkunde. Ich kann echt nicht verstehen, wieso unsere Bekannten da vor 3 Wochen so durchgerannt sind.